Lehmbauplatten sind erst seit wenigen Jahren auf dem Markt. Es gibt sie in verschiedenen Ausführungen, mit Strohzusatz, Luftpolstern oder als massive Platte. Sie steigern die Effizienz, da sie trocken verarbeitet die Bauzeit verkürzen.

Wer einen ganzen Neubau mit solchen Lehmbauplatten auskleiden will, „stößt schnell an seine Grenzen“: Der Hersteller einer massiven Platte empfiehlt, sie mit einem scharfen Messer anzuritzen und zu schneiden. Weil dieses Zuschneiden aufwendig und teilweise ungenau ist, suchten die Lehmbauer Dominic Disqúe und Jochen Siebert eine einfache Lösung des Problems: Sie bauten das Schneideblatt eines Fliesenschneiders in eine Tischkreissäge mit vergrößerter Auflagefläche ein. Das ist innovativ, denn so verkürzen sie deutlich den Zeitaufwand für das Zuschneiden und erhöhen die Kantengüte jeder einzelnen Platte.

Innovative Ideen können viele Formen haben. Der Ökonom Josef A. Schumpeter nannte unter anderem die Verbesserung der Qualität eines Produktes, die Veränderung einer Produktionsmethode und die Öffnung neuer Abnehmerkreise. Den Begriff Innovation setzen viele Menschen mit großen, technischen Umbrüchen gleich. Im Handwerk dominieren kleinteilige, scheinbar unspektakuläre Innovationen. In der Verbesserung eines Herstellungsprozesses oder dem neuen Umgang mit einem Material bestätigen sie Schumpeters Sicht.

Auf der Suche nach besser geeigneterem Material oder perfekterem Werkzeug entstehen inkrementelle Neuerungen. Sie mögen den Körper entlasten, einen Vorgang effizienter vorantreiben oder ein neues Restaurierungsproblem lösen. Es sind dies Innovationen, die in Arbeitsverläufe eingebettet sind und um die manche ihrer Erfinder kein Aufhebens machen – zu selbstverständlich, zu sehr Teil des handwerklichen Alltags sind diese Wissenserweiterungen.

385 dieser Stampflehm-Blöcke bilden die Fassade des neuen Bürogeb.udes der Firma Alnatura in Darmstadt – das größte dieser Art in Europa. Lehm ist einer der ältesten Baustoffe in der Geschichte der Menschheit. Im Außenbereich brauchte dieser Baustoff bisher immer eine Schutzschicht aus Schindeln oder Holz, um das Material vor der Witterung zu schützen. Diese Blöcke wiegen zwischen 3,5 und 4,5 Tonnen. Sie sind rund 70 Zentimeter dick und bestehen aus mit grobem Kies verdichteten Lehm und recycelten Schaumglas. Die äußere Schicht der Blöcke wird irgendwann durch den Regen weichgespült, doch die austretenden Mineralien verschließen dabei die Fassade und schützen sie vor weiterer Erosion. (Foto: Alnatura/Marc Doradzillo)

Innovationen entstehen aus Herausforderungen. Deren Bewältigung führen zu den Produkten von morgen.

Nach oben scrollen