Könnerschaft
Erfahrungswissen entsteht dank der Fähigkeit des Körpers, sich zu erinnern. Was wir als Kinder an Bewegungsabläufen und Verhaltensweisen erlernt haben, bleibt in uns erhalten und erfährt beständige Erweiterung. Schwimmen und Fahrradfahren vergessen wir nicht. Das verinnerlichte Wissen rund ums Stricken oder Kochen lässt uns nicht im Stich. Dieses Wissen vergrößert sich mit jeder einzelnen Erfahrung. Je stärker eine neue Erfahrung von bisher erlebten Situationen abweicht, desto deutlicher bemerken wir selbst den Wissenszuwachs.
Erfahrungswissen entwickelt sich zu Können insbesondere dank des wachsenden Fundus an verinnerlichtem Körperwissen. So verfügt der Orgelbauer neben zwei „intelligenten Händen“ auch über „geschulte Ohren“.
Dieses Wissen ist „still“ – es tritt im Tun zu Tage und nährt sich von der breiten Erfahrung, die im Körper gespeichert ist. Eine Aufgabe, die sich „wie von selbst“ oder „mühelos“ erledigt, zeigt diese scheinbare Leichtigkeit, weil diejenigen, die sie ausführen, ihr Erfahrungswissen bis zur Könnerschaft entwickelt haben.
Ob Lehmwand oder Orgel, ob luftgetrockneter Schinken oder handgefertigte Uhr, ob gewebter Teppich oder geflochtener Sessel – hinter jedem Handwerksprodukt erahnen wir das Können derjenigen, die es hergestellt, repariert oder restauriert haben.
Verinnerlichtes Wissen ist schweigsam aber wirkmächtig.